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Von der Rebe zum Wein
Die Perlage ist das Unterscheidungsmerkmal des Champagne: ein Hauch von Magie, die ihn unverwechselbar macht. Darüber hinaus ist sie ein wichtiges Qualitätsmerkmal.
Intensive, anhaltende und doch feine Perlen sind ein positives Zeichen. Nicht perfekte Schaumbildung hingegen lässt auf eine möglicherweise enttäuschende Qualität schließen und kann schnell zu einer negativen Bewertung des Weins führen.
Die meisten wissen jedoch nur wenig über dieses komplexe, unbeständige Phänomen, das bei den Weinen der Champagne eine so wichtige Rolle spielt. Diese Informationen sollen Champagne-Liebhabern einen Prozess näherbringen, den sich die Winzer der Champagne über die Jahrhunderte zu Eigen gemacht und perfektioniert haben. Sie enthalten viele wissenswerte Details:
Für die Weine aus der Champagne wird das Wort "Effervescence" bevorzugt, weil es an Bewegung und Lebendigkeit, aber auch Intensität und Freude erinnert.
Diese Konnotationen fehlen den Begriffen"Prickeln", was eher das Platzen der Bläschen beschreibt, und "Schaum", was auf einen unbeweglichen und nicht besonders raffinierten Stoff verweist.
Wissenschaftlich betrachtet ist "Effervescence" (Schaumbildung oder Perlage) nur die Bläschenbildung und nicht der Schaum, der sich erst danach formt. "Effervescence" ist dennoch die Grundlage des ganzen Verfahrens, die Ureigenschaft der Méthode champenoise und Ausdruck der Magie der Champagne-Weine.
Schaumbildung ist weder eine Entdeckung noch eine Erfindung. Sie ist ein natürlicher Prozess, der durch Hefekulturen angeregt wird, d.h. Mikro-Organismen, die bei der Gärung den Zucker der Traube in Alkohol und Kohlensäure verwandeln. Erst nach und nach beherrschten die Champagne-Erzeuger diesen Prozess – durch Beobachtungen, die schon im 17. Jahrhundert begannen.
Nach Ernte und Pressung wurde der Most zur Gärung in Fässer abgefüllt. Durch das eher kühle Klima war die Gärung von kurzer Dauer, wodurch Restzucker übrigblieb. Mit dem wärmeren Frühlingswetter begann die Gärung von Neuem (in der Champagne „la montée de sève”genannt: wortwörtlich „der Anstieg des Safts”. Das freiwerdende Gas ließ die Weine perlen, aber entwich aus den Fässern. Deshalbsprudelten die Weine mal mehr und mal weniger, je nachdem, wie der Winter verlief und wann sie getrunken wurden.
Die Flaschenabfüllung wurde am Ende des 17. Jahrhunderts eingeführt, da die Champagne-Erzeuger auf der Suche nach besseren Lagerungs- und Transportbedingungen waren. Der perlend-lebendige Effekt blieb in Flaschen – und somit im Glas – viel besser erhalten. Trotz dieses Erfolgs waren die Ergebnisse nicht vorhersehbar, und die Winzer mussten erst noch weitere Herausforderungen meistern: die Assemblage von Trauben, die sich zur Schaumbildung eignen; die Flaschenabfüllung im März bei steigenden Temperaturen; die Verwendung druckresistenter und gut verschlossener Flaschen.
So begannen 300 Jahre Forschung und Weiterentwicklung, die bis heute andauern.
Am Anfang hing die Schaumbildung nur von der Natur ab und war dementsprechend unvorhersehbar. Ab dem 19. Jahrhundert verbesserten technische und wissenschaftliche Fortschritte das Ergebnis, und zwar durch:
Flaschen
Das Aufschäumen verursachte teilweise einen Glasbruch von bis zu 50 Prozent. Die Briten importierten Champagne in Fässern, um ihn dann in Flaschen aus dickem Glas abzufüllen. 1735 folgten die Champagne-Erzeuger diesem Beispiel und schufen ihre eigenen Flaschen. Gussformen wurden ab 1882 verwendet, und nach 1918 auch die Technik des Glasblasens. Heute halten Champagne-Flaschen einen Druck von 20 Bar aus – das Dreifache des Champagne selbst.
Flaschenverschluss
Bei der zweiten Gärung, der „prise de mousse“, spielt der Korkenverschluss eine wichtige Rolle. Bis ca. 1670 wurden die Flaschen mit einem „broquelet“ verschlossen, einem hölzernen Zapfen, der in talggetränkten Hanf eingewickelt wurde. Dies verhinderte weder das Entweichen von Gas noch den Verlust von Flüssigkeit. Die Erfindung des Korkverschlusses 1685 war ein große Verbesserung: aus einem einzigen Stück Kork gefertigt, wurde der Verschluss tief in den Flaschenhals geschoben und mit Hanfschnüren, Draht oder Klammern festgehalten. Der nächste Durchbruch 1960 brachte entscheidende Fortschritte: seither wird für das fertige Erzeugnis ein Korkverschluss verwendet, und ein funktioneller Kronenkorken für die Reife im Keller bis zum Degorgieren.
Zucker
Um 1820 begannen die Champagne-Erzeuger, zur Unterstützung der Schaumbildung Zucker hinzuzugeben. Etwas später entwickelte M. François, Apotheker und Wein-Liebhaber aus Châlons-en-Champagne, ein Verfahren zur Bestimmung des Zuckergehalts. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stand fest: die Zugabe von 4 Gramm Zucker pro Liter verursacht einen Druckanstieg von 1 Bar nach der Gärung.
Hefe
Erst 1860 entdeckte Pasteur Hefen, lebende Organismen in gärenden Flüssigkeiten. Sie verwandeln Zucker in Alkohol und Kohlensäure. Davor war dieser Prozess unverstanden.
Trotz dieser Entdeckung verließ man sich bei der Schaumbildung weiterhin auf natürliche Hefe aus der alkoholischen Gärung. Die Methode blieb weiterhin sprunghaft, und man begann nun, Hefen auszuwählen, zu kultivieren und als flüssige Hefekulturen anzusetzen: zunächst in Traubenmost, dann im Wein selbst. So konnte sich die Hefe anreichern und schon die Eigenschaften des Weins aufnehmen, für den sie bestimmt war. Doch die Schaumbildung blieb ein schwieriges Unterfangen. Die Forschung nach immer verlässlicheren Hefen und besseren Hefekulturen zog sich durch das gesamte 20. Jahrhundert.
Dieser natürliche Prozess ist komplex, fragil und nicht leicht zu steuern. Niemand versteht dies besser, als die Champagne-Berufsfamilien – Kellermeister, Önologen, Forschungszentren – die auf diesem Gebiet einen Weltruf genießen.
Dieser Begriff beschreibt die Einleitung einer zweiten Gärung. Bei einer einzigen, unterbrochenen Gärung konnte der gewünschte Druck nie genau kontrolliert werden. Bei der „méthode champenoise“ wird in der ersten Gärung in Tanks der Most zu Wein, und der natürliche Zucker rückstandsfrei zu Alkohol.
Nun erfolgt die zweite Gärung, die Schaumbildung (‘prise de mousse’) in Flaschen, bei der der Wein zu perlen beginnt.
> Wir zeigen Ihnen die zweifache Champagne-Gärung
Champagne-Weine neigen zur Schaumbildung, denn sie enthalten Makromoleküle, die die Bläschen stabilisieren und die „prise de mousse“ unterstützen. Die genauen Eigenschaften dieser Makromoleküle sind noch unbekannt und Thema wissenschaftlicher Arbeiten an der Universität Reims, am Reimser Nationalen Institut für landwirtschaftliche Forschung sowie weiteren Forschungszentren. Inzwischen bekannt ist allerdings, dass die Makromoleküle durch Botrytis-Befall oder gewisse Verfahren zur Klärung der Weine zerstört werden.
Die Schaumbildung bereichert die Eigenschaften und die Qualität der Champagne-Weine, ist aber nicht das alleinige Ziel. Sie betont die sensorischen Eigenschaften eines Weins und verträgt sich nicht besonders gut mit schweren, kräftigen oder zu holzbetonten Aromen. Die Champagne-Pressverfahren sind behutsam. So wird der Saft des Fruchtfleischs mit seinem feinen, zarten Aroma extrahiert und der Kontakt mit Schale oder Stängeln vermieden. Bei jungen Champagne-Weinen entsteht so ein Zusammenspiel von Schaumbildung und Aromen frischer Früchte, exotischer Früchte und floraler Noten.
Reifere Weine perlen weniger, werden feiner und cremiger. Dieses geringere Aufschäumen geht einher mit komplexen Aromen, von Trockenfrüchten, reifen Früchten oder Röstaromen, die solch gelagerte Champagne-Weine bei der Reifung auf der Hefe entwickeln. Für eine ideale sensorische Balance muss die Schaumbildung den Grundwein also unterstützen und bereichern.
Champagne-Weine perlen und schäumen auf. Der Beherrschung dieser beiden Eigenschaften setzt wissenschaftliche Erkenntnisse voraus, die die Champagne-Erzeuger schon lange faszinieren. Heute kann man diese Komplexität besser erklären.
Die Darstellung der Reihenfolge, in der es zum Perlen und Aufschäumen kommt, hilft beim Verständnis beider Phänomene:
Das ideale Moussieren entsteht durch dutzende Reihungen von Bläschen, die von verschiedenen Stellen im Glas aufsteigen und einen Tanz aufführen. So kann sich die Mousse bilden. Der Perlenstrang, jeweils drei oder vier Bläschen übereinander an der Oberfläche, lässt die Mousse funkeln.
In der Champagne bevorzugt man ein feines Aufschäumen oder Mousseux mit kleinen Perlengebilden an der Oberfläche, und weniger ein übermäßiges Sprudeln mit starker Schaumbildung.
Die Qualität der Schaumbildung während der Flaschengärung ist von größter Bedeutung für das Mousseux. Aber auch die Art und Weise, wie Champagne gereicht wird:
Die Perlen im Champagne sind unwiderstehlich, ein einzigartiges sensorisches Erlebnis für Genießer. Hier erfahren Sie, was dahinter steckt.
Im menschlichen Gehirn werden angenehme Erfahrungen im Zusammenhang mit den dazugehörigen Reizen gespeichert. Die Lust an einem Getränk wird mit den äußeren Umständen des Genusses gekoppelt. Das Gehirn generiert eine positive Assoziation, die sich durch Wiederholung verstärkt.
Durch die Perlage von Champagne können Aromen und Geschmack schneller wahrgenommen werden. Das Gehirn benötigt normalerweise eine Sekunde, um Reize wahrzunehmen. Prickelnde Reize (wie z.B. die Perlage) werden viel schneller, in zwei Zehntelsekunden, aufgenommen. Das Lustgefühl ist deshalb direkter und viel intensiver als bei einem stillen Getränk.
Auch bietet die Lebendigkeit des moussierenden Weins noch vor dem Geschmackserlebnis einen beinahe hypnotischen optischen Eindruck in Form der tanzenden, kreiselnden Perlenstränge. Im Gaumen setzt sich die sensorische Stimulation unmittelbar fort.
Der Begriff des Aufschäumens (franz. „effervescence“) hängt mit dem Begriff des Vergnügens zusammen.
Im Wortsinn bedeutet er „Bewegung, die beim Kontakt zwischen zwei Substanzen entsteht“. Im übertragenen Sinn schwingt folgendes mit:
Die Perlage ruft auf zauberhafte Weise all diese Qualitäten auf.
Hören, riechen, sehen, schmecken, berühren – all unsere Sinne werden von der Perlage angeregt. Hier einige Begriffe zu Inspiration bei der nächsten Champagne-Verkostung.
> Hier geht es zur Sprache der Sinne
Beschreibende Worte für die Perlage: Anhaltend, lebendig, fein, intensiv, schnell, dicht, anmutig, regelmäßig, aktiv, reich, temperamentvoll, funkelnd, sprudelnd, rauschend, furios, plappernd, glänzend, sorglos, frivol, sprudelnd, schäumend, strahlend, triumphierend, glorreich, erfrischend...
Umschreibungen könnten so lauten: Sternschnuppen-Schauer; ausschweifendes Rauschen; Explosion von Sternenstaub mit glitzernden Spuren in einem goldschimmernden Himmel... ”
Metaphernspiel
Das Einschenken: gedämpftes Zischen, fröhliche Kaskade, überbordendes Lebenselixier, Herzflattern, Freudensausbruch...
Die Luftbläschen: Machen Eskapaden bevor sie sich aufreihen; spielen Fangen; machen Akrobatik; stoßen sich am Boden ab und gelangen nach oben; sind wie ein Corps de Ballet, das nach einem Tanz zum Vorhang tritt... Die Mousse: Pudrig, nebelhaft, Hochzeitsschleier, Leichtigkeit von Frühlingsluft, Organza, Glasbatist, seidiger Schaum, wie Baumwolle, luftig, friedvoll, heiter, etc...
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